Kurzfristige Delle, längerfristig weiter steigende Immobilienpreise

Von der Corona-Pandemie ist auch die Immobilienbranche in Deutschland betroffen – wenn auch nicht so gravierend wie andere Bereiche der Wirtschaft. Gleichwohl stehen nicht zuletzt Immobilienmakler vor unbekannten und in diesem Ausmaß nicht zu erwartenden Herausforderungen. „Mit extremen Verwerfungen oder gar einem Zusammenbruch des Immobilienmarktes rechne ich nicht“, sagt Andreas Laarmann. Der Gründer und Geschäftsführer des Franchise-Unternehmens FALC Immobilien erläutert im Interview die aktuelle Situation, seine Einschätzung zur künftigen Marktentwicklung sowie zu den Perspektiven des Immobilienvertriebs.

Herr Laarmann, wie schwierig ist momentan die Arbeit eines Immobilienmaklers?

Andreas Laarmann: Käufer und Verkäufer sind erkennbar verunsichert. Zudem sind persönliche Treffen praktisch nicht möglich, was unsere Arbeit nicht gerade einfacher macht. Wir von FALC Immobilien wollen uns aber nicht beklagen, denn mit Videos, virtuellen Besichtigungen, den sogenannten Geisterbesichtigungen und zusätzlichen Videokonferenzen haben wir schon früh dafür gesorgt, dass die Arbeit in diesen schwierigen Zeiten weitgehend reibungslos läuft.

Wie schätzen Sie momentan bei privat genutzten Immobilien Angebot und Nachfrage ein? Eher zurückhaltend?

Andreas Laarmann: Die Nachfrage ist weiterhin auf einem hohen Niveau, doch Verkaufswillige halten sich eher zurück. Es ist abzuwarten, ob die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den nächsten Wochen und Monaten zu Notverkäufen führen werden.

Kurzarbeit, deutlich höhere Arbeitslosigkeit und existenzielle Unsicherheiten – ist der Erwerb von Wohneigentum momentan überhaupt sinnvoll?

Andreas Laarmann: Ein klares Ja. Zumindest in den vergangenen Jahrzehnten war Betongold eine der sichersten Anlagen. Sofern sich ein Käufer oder Bauherr die Annuitäten leisten kann, ist eine Investition grundsätzlich sinnvoll. Anders sehen wir die Anlage in Gewerbeimmobilien – etwa Büroeinheiten. Hier sind die Auswirkungen der Pandemie deutlich erkennbar. Für mich ist eine Investition momentan nicht sinnvoll.

Stellt sich nicht auch beim Kauf von Mietobjekten als private Investments die Sinnfrage? Bekanntlich hat die Bundesregierung Corona-bedingt den Mieterschutz deutlich zulasten von Vermietern ausgeweitet.

Andreas Laarmann: Die Rahmenbedingungen für private Immobilieninvestoren sind tatsächlich zunehmend schwierig. Der Mietendeckel in Berlin etwa ist ein Horrorszenario für Vermieter, da deren Altersvorsorge so auch rückwirkend geschädigt wird. Auf der anderen Seite sind Anlageprodukte von Banken und Aktien für viele auch nicht passend, wegen niedriger Renditen oder zu hohen Risiken. Alles in allem aber gibt es nach wie vor genug Möglichkeiten, bei Immobilieninvestments dem eigenen Geldbeutel, der Risikobereitschaft und zugleich den gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden.

In den vergangenen Jahren klagten Makler angesichts einer hohen Nachfrage über ein zu geringes Angebot. Wird künftig der Trend in die entgegengesetzte Richtung verlaufen?

Andreas Laarmann: Nach wie vor ist das Angebot der Flaschenhals. Auch wenn dies recht makaber klingt – wir hoffen angesichts der momentanen Lage auf einen besseren Ausgleich von Angebot und Nachfrage. Im Klartext: Die Tiefe der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie wird entscheidend sein dafür, ob das Angebot steigt oder nicht.

Kontaktbeschränkungen, Mindestabstand und, und, und. Wie hat sich Ihre Branche / Ihr Unternehmen bei der Vermarktung von Immobilien auf die bis dato beispiellose Situation eingestellt?

Andreas Laarmann: Wir mussten tatsächlich sehr schnell weitere Tools aufschalten. Einiges war, wie sich jetzt herausgestellt hat, zum Glück bereits vorhanden. Sogenannte 360°-Rundgänge gehören bei uns seit Jahren zum Standard bei der Immobilienpräsentation. Dadurch wird der Besichtigungstourismus vermieden. Zugleich kann sich jeder Kaufinteressent vorab ein realistisches Bild machen. Seit einiger Zeit streamen wir zum Beispiel in Face-to-Face-Besichtigungen mit Interessenten die Immobilien und ersetzen so weitgehend die physische Besichtigung. Solche „Geisterbesichtigungen“ – in Anlehnung an die „Geisterspiele“ beim Fußball – finden sehr guten Anklang. In Kürze steht uns ein neues Format im Bereich der Videobegehungen zur Verfügung. Dann haben wir eine weitere Möglichkeit für Kunden, kontaktlos den Verkauf zu begleiten. Doch nach wie vor steht am Ende immer eine physische Besichtigung. Diese findet ausschließlich mit ausgewählten Personen statt – teils nur noch den Käufern.

Inklusive der empfohlenen Hygieneregeln, oder?

Andreas Laarmann: Wir halten in erster Linie Abstand und erlauben ausschließlich Besichtigungen mit zwei Personen. Desinfektionsmittel, Handschuhe und Masken gehören bei uns zum Standard.

Wie wird sich der Immobilienmarkt in Deutschland in den kommenden drei bis fünf Jahren entwickeln?

Andreas Laarmann: Stabil im Wohnbereich. Der demografischen Entwicklung steht ein höherer Platzbedarf wegen vermehrter Single-Haushalte gegenüber. Das dürfte laut Prognose für eine steigende Nachfrage sorgen. Da nach wie vor zu wenig gebaut wird, werden die Preise aller Wahrscheinlichkeit nach langfristig weiter steigen, wenn auch nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren.

Bei Gewerbeobjekten ist die Corona-Krise mit aller Wucht angekommen. Insbesondere Handel und Büro dürften bereits in naher Zukunft eher unattraktiv für Investments sein und bis auf weiteres auch bleiben. Viele Firmen haben wegen Homeoffice eher weniger Platzbedarf. Und bis die deutsche Wirtschaft wieder hochgefahren ist, wird noch einige Zeit ins Land gehen. Entsprechend getrübt sind die Perspektiven bei Investmentimmobilien. Wir raten aktuell von entsprechenden Investments ab. Demgegenüber sollte ein solides Mehrfamilienhaus nach wie vor eine gute Geldanlage sein.

Welche Perspektiven sehen Sie für Ihre Branche? Wird zum Beispiel die Luft für Einzelmakler zunehmend eng?

Andreas Laarmann: Der Kampf um Marktanteile wird zunehmend härter. Überdies findet – befeuert durch diverse gesetzliche Vorgaben wie das Bestellerprinzip – eine stärkere Selektion im Maklergeschäft statt. Insbesondere für Einzelkämpfer wird es immer schwieriger, ohne professionellen Background, technisches Know-how, Fortbildung und vor allem optimaler Kostenstruktur auf diesem Markt zu bestehen. Aus eigener Erfahrung und selbstverständlich aus unserer Unternehmenssicht weiß ich, dass die Anbindung an ein funktionierendes System erhebliche Vorteile bringt.

 

UNTERNEHMENSINFORMATION

Andreas Laarmann (50) ist Gründer und Geschäftsführer von FALC Immobilien GmbH & Co. KG mit Sitz in Hennef. Nach eigenen Angaben zählt das Franchise-Unternehmen mit knapp 250 angebundenen selbstständigen Lizenzpartnern (Immobilienmaklern) und Mitarbeitern zu den größten Immobilienunternehmen in Deutschland. Diplom-Ökonom Laarmann begann seine berufliche Laufbahn bei einem der weltweit größten Discounter. Sein beruflicher Umstieg in die Immobilienvertriebsbranche resultiert „aus vielen Erfahrungen rund um die Immobilie, die durchaus Potential zur Optimierung hatten“.

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